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“Texting Cows” - Was die Wohnungswirtschaft von der Agrarwirtschaft lernen kann

Sven Dunker

Bevor Sven Dunker als Country Manager bei Plentific in der Proptech-Szene einstieg, baute er als CEO das IOT StartUp Juconn auf, mit vertikalen Lösungen in verschiedensten Industrien. Zum Datenprofi wurde Sven Dunker bereits während seiner 16-jährigen Zeit beim Storage-Giganten & US-Hersteller Seagate Technology, hier betreute er globale Kunden und als Geschäftsführer verantwortete er letztlich die gesamte DACH Region.

„Kühe, die Nachrichten verschicken”

Es ist schon rund 15 Jahren her – und es ereignete sich während des jährlichen Sales Meetings von Seagate in San Francisco – als ich auf eine Leinwand blickte und in die riesigen Augen einer Kuh sah. Mit der Headline “Texing Cows”. Ich hörte von smarten Halsbändern, welche nicht nur die Vital- und Bewegungsdaten über Mobilfunk an die Bauern übertrugen, sondern auch die Zugänge zu den Futterstellen automatisiert regelten. Wenige Jahre später entwickelten Studenten einen Sensor, der trächtigen Kühen kurz vor der Niederkunft an den Schwanz gebunden wurden. Die Studenten hatten herausgefunden, dass die Kühe kurz vor der Geburt in einer bestimmten Art den Schwanz bewegten. Ein Signal wurde dann auf das Handy des Bauern gesendet, sodass er auch Nachts bei der Geburt dabei sein konnte, um bei Komplikationen zu helfen. Die Sterblichkeitsrate bei Kälbern wurde so um über 25% reduziert.

Was hat das Ganze mit der Wohnungswirtschaft zu tun? Leider noch nicht viel.

Denn diese hat die vielfältigen Möglichkeiten für sich noch nicht umfänglich erfasst, was mehr als bedauerlich ist.

Daten – “Das digitale Öl der Welt”

Anfang der 80’er Jahre hatte eine Festplatte die Größe einer Waschmaschine, verfügte über ca. 256 MB und kostete laut Preisliste $35.000. Darüber kann jeder Handynutzer heutzutage nur müde lächeln.

Alleine im Jahr 2012 wurden so viele Daten erschaffen, wie in der gesamten Geschichte der Menschheit zuvor. Dank Innovationen explodiert die Datengenerierung seit zwei Dekaden regelrecht. Wurden im Jahr 2019 bereits 41 Zettabyte (ein Zettabyte entspricht etwa 1e+12 Gigabyte) an neuen Daten erstellt, wird sich dieser Wert bis 2025 auf 175 Zettabyte vervierfachen.

“Warum fällt der Immobilienindustrie die digitale Innovation so schwer?”

“Warum fällt der Immobilienindustrie die digitale Innovation so schwer?”

IOT in der WoWi

Während man bei modernen Bürogebäuden immer häufiger smarte Technologien und Sensoren von vornherein einplant, kommen bei Neubauwohnungen oft nur der gesetzlich vorgeschriebene Rauchmelder und im besten Fall eine Videogegensprechanlage zum Einsatz. Natürlich ist retrofitting bei Bestandsimmobilien immer eine Herausforderung. Dieser Herausforderung stellen sich die Hersteller smarter Sensorik, Gateways und Gadgets, in dem sie mit den modernsten Kommunikationsdienstleistern zusammenarbeiten.

Nur wenige Bestandshalter haben bisher die weitreichenden Angebote der Proptech-Industrie genutzt und nur selten kommt man über Pilotphasen hinaus, trotz hervorragender Technologie. Nicht selten werden die Erstinvestment Kosten als Blocker genannt, die man kaum auf Mieter umlegen kann. Viel zu häufig werden andere Aspekte der Digitalisierung in der Entscheidungsfindung sträflich vernachlässigt:

  • Smarte Steuerungen der Energie- und Wasserverbräuche können substantiell zur Erreichung der eigenen ESG Ziele beitragen.
  • Sensorik in den Wasser- und Heizkreisläufen dienen zur Kostenreduzierung (durch Predictive Maintenance) und Minimierung von Versicherungsschäden bei Leckagen. Anm.: Gerade dieser Punkt könnte zukünftig eine Voraussetzung von Gebäudeversicherern werden, um bestimmte, teils marode Gebäude überhaupt noch zu versichern.
  • Intelligent gesteuerte Aufzüge und Zugangstechnologien reduzieren nicht nur die Energieverbräuche, sondern auch die Wartungsaufwände und Ausfallzeiten. Dadurch steigt die Mieterzufriedenheit und das Resultat ist: Weniger Leerstand, höhere Mieten.
  • Und und und….

Handlungsempfehlungen

Die gesamte PropTech Szene ist nicht nur auf der zwischenmenschlichen Ebene, sondern auch auf der Produktebene hochgradig vernetzt. Der Planung und Umsetzung von komplexeren Projekten steht also, aus dieser Sicht, nichts entgegen.

Was bedeutet das alles? Die Wohnungswirtschaft steht am Scheideweg. Sie muss sich die Frage stellen, ob ein ‚weiter so‘ für die Zukunft ausreicht oder ob ein neuer Weg, eine Veränderung nötig ist. Mit dieser Veränderung entscheidet man sich für Innovation, Kostenersparnis und Mieterkomfort. Quo Vadis, liebe Wowi?

Über den Autor

Sven Dunker

Country Manager Plentific

Sven Dunker ist Country Manager von Plentific seit 2020. Plentific hat eine SaaS-Plattform für End-to-End-Marktplatz etabliert. Diese ermöglicht es Immobilienverwaltern ihre eigene, völlig flexible Lösung für Auftragnehmer einzuführen und zu verwalten.