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Biophilic Design als Bestandteil von New Work

Manuel Winter

Der Mensch und die Umwelt im Fokus: Mit Biophilic Design ins New Work Zeitalter

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Im Jahr 2022 verbringen Vollzeitangestellte oft nur noch zwei oder drei Wochentage im Büro. Dieser Wandel wurde unter anderem durch die Digitalisierung, die Globalisierung und die Covid-19 Pandemie begünstigt.

Ein signifikanter Anteil der Arbeitnehmenden will in Zukunft nicht mehr auf flexible Arbeitsmodelle verzichten. Dies zeigt eine Umfrage des World Economic Forum vom Juli 2021: Zwei Drittel der Teilnehmenden möchten weiterhin die Flexibilität haben, im Home-Office oder von einem anderen Ort aus arbeiten zu können. Fast ein Drittel würde es sogar in Betracht ziehen zu kündigen, wenn sie wieder Vollzeit im Büro arbeiten müssten.

Mehr Individualität für die Masse

Prof. Dr. Stephanie Kaudela-Baum forscht zum Thema New Work an der Hochschule Luzern. Sie sagt, Arbeitnehmende profitieren durch die neue Arbeitsform von der Berücksichtigung individueller Lebensvorstellungen, der besseren Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, der Vermeidung von langen Fahrtzeiten und einer höheren Attraktivität der Arbeitsplatzausstattung.

Damit Arbeitskräfte wieder regelmäßig ins Büro kommen, müssen ihre Arbeitgeber Wege finden, gegenüber dem Home-Office einen Mehrwert zu bieten. Dies können sie zum Beispiel über eine hochwertige Ausstattung von Arbeitsplätzen und speziell gestaltete Kontaktzonen erreichen. So werden fokussierte und produktive Arbeitsstunden und der Austausch zwischen Mitarbeitenden gefördert. Neben der Zufriedenstellung der aktuellen Arbeitnehmenden geht es für Unternehmen aber auch darum, neue Talente als Mitarbeitende gewinnen zu können.

Der Arbeitsplatz der Zukunft ist smart, gesund und grün

Um Arbeitsplätze für ihre Mitarbeitenden sinnvoll und angenehm zu gestalten, setzen einige Unternehmen auf Biophilic Design. Dabei wird von dem evolutionsbiologischen Ansatz ausgegangen, dass Menschen das Verlangen haben, sich mit Lebendigem zu verbinden. Natürliche oder naturnahe Elemente, wie Pflanzen oder Wasser, Kork oder Lehm, Holz, Klänge und Licht können genutzt werden, um in Innenräumen ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt zu schaffen.

Ein wesentlicher Bestandteil von Biophilic Design in Büros bilden Pflanzen. Da wir uns zur Natur hingezogen fühlen, steigern sie unser Wohlbefinden und verbessern die Attraktivität von Arbeitsräumen. Pflanzen haben positive Einflüsse auf die kognitiven Fähigkeiten: Sie steigern die Produktivität und Kreativität von Menschen.

Eine im Journal of Physiological Anthropology veröffentlichte Studie zeigte, dass dies durch natürlich in der Erde vorkommende Mikroben geschieht. Der Geruch der Mikroben aktiviert unsere Neuronen im Gehirn, die für die Produktion des Glückshormons Serotonin verantwortlich sind. Daher heben Büropflanzen in Kombination mit dem Geruch der Erde unsere Stimmung am Arbeitsplatz und verringern Ängste. Dies deckt sich auch mit unseren eigenen Erfahrungen.

Wenn Pflanzen smart eingesetzt werden, bilden sie ein integrales Element im Raum-Ökosystem. Sie vermögen nicht nur Mensch und Umwelt zu helfen, sondern können auch den Betriebsumsatz über gesteigerte Produktivität, Wohlbefinden und Gesundheit steigern.

Wenn Pflanzen smart eingesetzt werden, bilden sie ein integrales Element im Raum-Ökosystem. Sie vermögen nicht nur Mensch und Umwelt zu helfen, sondern können auch den Betriebsumsatz über gesteigerte Produktivität, Wohlbefinden und Gesundheit steigern.

Schadstoffe filtern und Luftqualität steigern

Pflanzen steigern nicht nur das Wohlbefinden, sie absorbieren auch CO2, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und bauen fast alle in der Luft befindlichen Schadstoffe ab. Dieser Punkt macht Pflanzen auch zu einem unverzichtbaren und funktionalen Element für gesunde Büroumgebungen.

Zu den häufigsten Schadstoffen in Innenräumen gehören gemäß einer NASA-Studie Trichlorethylen, Formaldehyd, Benzol, Xylol und Ammoniak. Trichlorethylen findet sich beispielsweise in Farben und Lacken, Formaldehyd in synthetischen Stoffen und Benzol in Tabakrauch und Farbstoffen. Xylol hingegen wird in Autoabgasen freigesetzt, während Ammoniak in Fensterreinigern und Fußbodenwachsen enthalten ist. Verallgemeinert wird hierbei von flüchtigen organischen Komponenten (englisch VOCs – volatile organic components) gesprochen.

Fördern von Produktivität dank Verständnis für Raum-Ökosysteme

Oft werden Büropflanzen mit ausgewählten Vorteilen angepriesen. Um von den positiven Effekten der Natur profitieren zu können, ist es jedoch essenziell sich regelmäßig und professionell um das Wohlergehen der Pflanzen zu kümmern. Eine weitere Herausforderung bleibt auch die Diversität von Büroräumlichkeiten.

Nur wenn Zimmerpflanzen systematisch in eine Arbeitsumgebung integriert werden, können messbare Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten und der allgemeinen Gesundheit von Mitarbeitenden erzielt werden. Durch den Einsatz von IoT-basierter Sensortechnologie und datengesteuerten (wissenschaftlich fundierten) Metriken für Konzepte zur Innenraumbegrünung können die gesundheitsfördernden Fähigkeiten von Innenraumpflanzen auf die nächste Stufe gehoben werden. Dafür muss ihr Einfluss auf die lokale Innenraumumgebung je nach Raumtyp und Belegungsstatus quantifiziert, überwacht und kontrolliert werden.

Beim Einzug in neue Büroräumlichkeiten ist der Schadstoffanteil in der Luft oftmals erhöht durch neue Möbel, frisch gestrichene Wände oder neu verlegte Böden. Um dem entgegenzuwirken, können Pflanzen eingesetzt werden. Beim Schokoladenhersteller Lindt und Sprüngli wird zum Beispiel bewusst auf die Pflanzenart Howea Forsteriana gesetzt, welche verstärkt Formaldehyd, Xylole und Toluol aufnehmen kann.

Über den Autor

Manuel Winter

CEO und Co-Gründer bei Oxygen at Work

Manuel Winter ist CEO und einer von drei Co-Gründern bei Oxygen at Work. Über Pflanzen, Sensorik und Software wird die Luftqualität in Innenräumen messbar verbessert, sowie Gesundheit und Nachhaltigkeit in Einklang gebracht. Zu den Kunden des Proptech Startups zählen Firmen wie JLL, Microsoft und SAP, aber auch Startups, Agenturen und öffentliche Einrichtungen.