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Smart Data: Was die gewerbliche Immobilienbranche von Fintech und Marketing lernen kann

Olga Dentzel

Die Digitalisierung der Immobilienbranche hinkt anderen Branchen hinterher. Das hat vor allem zwei Gründe:

Die Menge an unstrukturierten Daten in Zusammenhang mit einem Objekt ist fast unüberschaubar.
Es herrscht Unklarheit darüber, welche Daten gesammelt und analysiert werden sollen.

Zusätzlich zeigt sich der Immobiliensektor, anders als andere Branchen, verhältnismäßig zurückhaltend, wenn es um den Austausch von Daten und um Transparenz geht. Dabei können aus Branchen, die Vorreiter bei der Erhebung, im Austausch und in der Analyse von Daten sind, wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, wie etwa aus den Finanztechnologien (Fintech) und den Marketingtechnologien (Martech). Dieser Artikel schaut auf Best Practices aus den genannten Branchen und erforscht deren Anwendbarkeit auf den gewerblichen Immobiliensektor.

Traditionell zielt der gewerbliche Immobiliensektor darauf ab, Immobilien zum niedrigstmöglichen Preis zu erwerben, Flächen zu den höchstmöglichen Mieten über längere Zeiträume zu vermieten und sie schließlich mit maximalen Renditen zu veräußern. Lage (Lage, Lage) und Investitionsausgaben (Capex) waren bislang die entscheidenden Faktoren. Die jüngsten Umbrüche, darunter die COVID-19-Pandemie, Veränderungen im Mobilitätsverhalten, neue Technologien und Kommunikationswerkzeuge haben die Präferenzen von Mietern, die Objekte zum Arbeiten, Einkaufen, zur Freizeitgestaltung und zum Reisen nutzen, erheblich verändert. Ein eindrückliches Beispiel für diese Transformation ist die wachsende Beliebtheit von Co-Working-Spaces gegenüber traditionellen Büroflächen. Gleichzeitig spielen Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Anforderungen sowie regulatorische Änderungen eine immer größere Rolle bei Capex-Entscheidungen, Finanzierungsbedingungen und Veräußerungsstrategien.

Aus diesen Veränderungen ergeben sich zwei modifizierte Ziele für Immobilienunternehmen:

Die Schaffung einer optimalen und personalisierten Nutzererfahrung (“User Experience”) zur Kundenbindung und damit die Gestaltung von Flächen, die den Bedürfnissen und Präferenzen von Mietern und Endnutzern entsprechen: Pendlern, Arbeitern, Konsumenten und Besuchern.
Die Sicherstellung von Transparenz, insbesondere in Bezug auf vergangene und zukünftige Objekt- und Investitionsausgaben, um Vertrauen zu schaffen und damit schnellere Transaktionen zu ermöglichen.

Um diese Ziele zu erreichen, werden effiziente Prozesse zur Erhebung und zum Austausch von Daten unerlässlich. Genau darin sind Martech und Fintech bereits erfolgreich. Lassen Sie uns also einen Blick darauf werfen, was wir von diesen Branchen lernen können.

Was der gewerbliche Immobiliensektor von Martech lernen kann:

Martech zeigt erfolgreich, wie man umfassende Kundendaten erfasst, komplexe Kundenprofile erstellt und datengetriebene Strategien zur wirksamen Kommunikation, Kundensegmentierung, Content-Distribution, Lead-Generierung und zum Feedback-Monitoring anwendet.

Die Übertragung dieser Ansätze auf den Immobiliensektor hieße, jedes verwaltete Gebäude als einzigartiges Produkt für gezielte Marketingkampagnen zu betrachten, Daten zum Verhalten der Endnutzer im Gebäude zu sammeln und diese Informationen dafür zu nutzen, maßgeschneiderte Nutzererfahrungen zu schaffen und die Frequenz zu erhöhen.

Mit diesen Methoden stellt Martech eine effiziente Datenerfassung und -analyse sicher:

  1. Integration: Ebenso wie Martech Integrationslösungen nutzt, sollte eine umfassende Datenstrategie in der Immobilienbranche die nahtlose Integration bestehender Systeme wie CRM, Marketingautomatisierung und Analytics beinhalten.
  2. Single point of access: Ein vereinheitlichter Datenstrom mit einer flexiblen Benutzeroberfläche ist entscheidend, um die Datenintegrität zu gewährleisten und einen ganzheitlichen Blick auf Kundeninteraktionen zu erhalten.
  3. Echtzeitinformationen: Eine (Nahezu) Echtzeit-Datenverarbeitung ist unerlässlich für eine schnelle Entscheidungsfindung und Verbesserung der Kundenerfahrung.
  4. Attribution: Die Erkenntnis darüber, welche Initiativen innerhalb des Gebäudes den besten Return on Investment (ROI) erzielen, ist entscheidend für eine effiziente Ressourcenallokation.
  5. Omnichannel-Engagement: Wie Martech sollte auch der Immobiliensektor kanalübergreifend mit Kunden interagieren, um eine kohärente, kundenorientierte Nutzererfahrung zu bieten.

Was der gewerbliche Immobiliensektor von Fintech lernen kann:

Die Fintech-Branche hat eine transformative Verschiebung hin zum offenen Bankwesen (“Open Banking”) erlebt, gekennzeichnet durch den sicheren Austausch von Daten zwischen Banken und Dritten auf Basis der Zustimmung des Kunden. Dieses Konzept hat es Finanzinstitutionen ermöglicht, Kundendaten zu monetarisieren und die Kundeneinbindung und -bindung zu verbessern.

Das kann der gewerbliche Immobiliensektor von Fintech lernen:

  1. Robuste IT-Architektur: Der Austausch von Daten erfordert eine flexible und agile IT-Infrastruktur.
  2. Datenintegration: Effektive Behebung von Integrationsproblemen bei Alt-Systemen.
  3. Cybersicherheit: Investition in Datenerfassung, Monitoring und ausreichenden Schutz.
  4. Expertise: Gezielte Einbindung von IT-Spezialisten und Softwareanbietern mit Fachkenntnissen in Microservices und API-Entwicklung.
  5. Kundenzentrierter Ansatz: Priorisierung von Data Sharing-Initiativen, die die Erfahrung der Endnutzer verbessern.

Diese Punkte unterstreichen die Bedeutung einer gut gestalteten API-Strategie und einer zukunftssicheren Systemarchitektur der digitalen Schnittstelle.

Beispiel-Anwendungsfall:

Nehmen wir einen Vermögensverwalter mit dem Mandat für ein Büro-Portfolio. Durch die Erhebung von Daten zu Flächennutzern (Wer sind sie? Wie viel Zeit verbringen sie auf der Fläche? Welche Bereiche auf der Fläche bevorzugen sie?) und Informationen über die Umgebung (nahe gelegene Restaurants, Cafés, Sportzentren, Verkehrsbewegungen, Parkplätze und öffentliche Verkehrsmittel) kann ein Verwalter das Gesamterlebnis für die Nutzer verbessern. Je zufriedener die Nutzer sind, desto treuer sind sie.

Daten sind die Eckpfeiler für intelligente Entscheidungen im Bereich gewerblicher Immobilien. Ansätze aus Fintech und Martech können Immobilienbesitzern und -managern dabei helfen, Strategien zur Erhebung, Verwaltung und Nutzung von Daten zu entwickeln.

Daten sind die Eckpfeiler für intelligente Entscheidungen im Bereich gewerblicher Immobilien. Ansätze aus Fintech und Martech können Immobilienbesitzern und -managern dabei helfen, Strategien zur Erhebung, Verwaltung und Nutzung von Daten zu entwickeln.

Darüber hinaus fördert dieser Ansatz nicht nur die Treue der Mieter, sondern eröffnet auch Möglichkeiten, neue Mieter und Partner zu gewinnen. Sobald diese Datensammlung auf Gebäudeebene etabliert ist, indem eine digitale Schnittstelle zum Objekt geschaffen wird, können die Informationen über APIs mit anderen Marktteilnehmern oder Partnern geteilt werden, ähnlich dem Open-Banking-Modell im Fintech. Dies generiert nicht nur neue Geschäftsmodelle für den Vermögensverwalter, sondern unterstützt auch die Entwicklung zusätzlicher Dienstleistungen rund um das Immobiliengeschäft.

Zusammenfassend sind Daten die Eckpfeiler für intelligente Entscheidungen im Bereich gewerblicher Immobilien. Ansätze aus Fintech und Martech können Immobilienbesitzern und -managern dabei helfen, Strategien zur Erhebung, Verwaltung und Nutzung von Daten zu entwickeln. Das Potenzial solcher Strategien für ein beschleunigtes, transformatives Wachstum in der Branche ist unbestreitbar. Um jedoch ihren Wettbewerbsvorteil zu behalten und aktiv an dieser Transformation teilzunehmen, müssen Immobilieninvestoren die praktische Umsetzung selbst in die Hand nehmen.

Über den Autor

Olga Dentzel

COO – BuiltAPI

Olga Dentzel ist Mitgründerin und COO der BuiltAPI GmbH. Olga verfügt über 20 Jahre Erfahrung in den Immobilien- und Finanzbranchen. Vor ihrer Tätigkeit bei BuiltAPI arbeitete Olga 10 Jahre im Real Estate Transactions Team von PwC Germany.